Schöner “Leben” im Mittelalter.. ..oder eine “Nestbeschmutzung”!?

Mein Hobby macht mir im Normalen viel Spaß. Jedes Jahr lerne ich immer wieder neue nette Leute kennen und habe Spaß auf Veranstaltungen. Ich habe heute handgenähte Klamotten und für meine Ausrüstung baue/kaufe ich jedes Jahr ein neues “belegbares” Teil. Der Verein in dem ich bin, darf in der Zwischenzeit auf die  Bachritterburg und wir werden zu Märkten mit Anspruch eingeladen. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen und wegen dem einen oder anderem Erlebten bleibt trotzdem immer die eigentlich schon beantwortete Frage, ob die “MA-Szene”, so wie sie jetzt tickt, nicht ein automatischer Spielverderber ist.

“Ich trau mich schon gar nichts mehr sagen, aus Angst was Falsches zu sagen und dann eins drauf zu bekommen”. Dieser Ausspruch stammt so, oder so ähnlich, von einem Teilnehmer eines Qualitätsworkshops für Living-History-Gruppen in der Museumspädagogik. Dabei kam dieser nicht aus einer Gruppe über die man geteilter Meinung sein kann, sondern aus einer anerkannten Gruppe, die für ihre besonders authentischen Darstellung bekannt ist. In der Kleingruppe, in der dieser Satz gefallen ist, wurde deutlich das dieses Gefühl nicht nur diesen einen Teilnehmer, sondern die meisten der Kleingruppe betraf.

Auch wenn die Erfahrung auf dem Workshop die deutlichste war, so hat sie nur das bestätigt, was ich in vielen kleinen Gesprächen mit den verschiedensten Akteuren des “Living History” schon erfahren habe. Der Druck der Szene, angeführt von denen die nichts gegen die Bezeichnung A-Päpste haben, ist hausgemacht und richtet sich gegen die eigenen Mitglieder. Er verhindert das es innerhalb der Szene zu einer breiten Solidarität und Respekt untereinander kommt. Alle Solidaritätsbekundungen reichen immer nur soweit, wie der andere bereit ist den eigenen Standard im Living History zu erfüllen.  Ob sich das jemals ändert ist sehr unwahrscheinlich, denn die Gründe dafür liegen einfach in der Sache selbst begründet. Living History ist für die Meisten ein Hobby. In der Regel wird man für Hobbys nicht mit einem Gehalt entlohnt, sondern in Form von Anerkennung (eine Aufwandsentschädigung ist kein Gehalt).  Diese ist aber ein recht kurzzeitiger Lohn und man  muss ständig weiter danach heischen. Die Anerkennung kann nur so lange anhalten bis die Realität diese wieder in Frage stellt. Das tut sie aber relativ schnell und immer, zum einen innerhalb des Hobbys, vielleicht sind die anderen ja doch besser und/oder schätzen die unternommenen Anstrengungen nicht, oder aber meist am Montag morgen, wenn man von den Kollegen nur ein müdes Lächeln ob der merkwürdigen Freizeitbeschäftigung bekommt (oder ähnliches). Also muss man noch genauer oder noch verbissener für die doch eigentlich verdiente Anerkennung im Hobby kämpfen. Da dies aber alle in der Szene versuchen, kommt es zwangsläufig zu Konkurrenz. So komme ich persönlich auf vielen Veranstaltungen mehr mit Darstellern anderer Epochen ins Gespräch als mit denen der Eigenen, denn für sie, die Nicht-HoMis, bin ich weniger Konkurrenz. Aus dieser Konkurrenz und den Kampf um Anerkennung  entstehen auch die unsäglichen A-Streiterein, die meist zur Folge haben, das im Verlauf der Diskussion Respekt und Höflichkeit verloren gehen (im Internet besonders) . Aufrufe zur Solidarität und Respekt verhallen vor diesem Hintergrund immer wieder zwangsläufig, denn jedes nicht beachten des eigenen Standards, was in einer großen Hobby-Szene automatisch der Fall ist, stellt den eigenen Verdienst ums Hobby sofort wieder in Frage.

Gilt das wirklich für die ganze Szene? Ist das nicht eine grobe Verallgemeinerung? Ja es gilt für die gesamte Szene. Und ja es ist eine Verallgemeinerung, wie weit diese auf jeden Einzelnen zutrifft muss jeder für sich selbst beantworten, aber es liegt natürlich in der Sache, das man gar nicht so ist, sondern die Anderen nur nicht…

Was also bleibt ist die Erkenntnis, das unser Hobby noch viel mehr Spaß machen könnte und das man für sich selbst entscheiden muss, ob man bei diesem Spielchen nicht besser aussteigen sollte. Denn gerade dann findet man, trotz alle dem, doch immer mal wieder Leute die einem in unserem  Hobby mit großer Solidarität und Respekt begegnen (darunter sind auffallend viele “MA-Köche”, was beweist, das lustvolle und genußorientierte Menschen weniger verkrampft sind).

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